DER REISEKÜNSTLER FRIEDRICH NERLY – VON ERFURT IN DIE WELT

Der Verein unterstützt die Forschung zum Nachlass des Malers Friedrich Nerly, dessen Werke den Anstoss gaben für die Gründung des Angermuseums. Die Forschungsergebnisse münden 2024 in eine große Ausstellung zu den Werken Friedrich Nerlys d.Ä.

© © Angermuseum Erfurt / Dirk Urban

Ein Bestands- und Forschungsprojekt mit Ausstellung 2024 Angermuseum Erfurt

Bei dem Erfurter Nerly-Nachlass handelt es sich um den umfangreichsten Bestand an Arbeiten des bedeutenden Landschaftsmalers Friedrich Nerly (Erfurt 1807–1878 Venedig). Derzeit wird der Nachlass einerseits in einem umfangreichen Bestanderforschungs- und Restaurierungsprojekt zu den Gemälden und Ölstudien bearbeitet, andererseits in einem Projekt zur Neuerschließung des Nerly-Konvoluts in der Grafischen Sammlung. Im Jahr 2024 werden diese Vorhaben in eine größere Ausstellung zum Erfurter Nerly-Bestand münden.

Nerly entstammte einer alten Erfurter Familie. Gleich seinem Großvater, dem erfolgreichen russischen Hofkapell-Meister Johann Wilhelm Häßler (Erfurt 1747–1822 Moskau), gelang ihm eine internationale Karriere. Auf Reisen gingen zu seiner Zeit fast alle Landschaftsmaler, nur die wenigsten wählten die Mobilität aber derart weitreichend zu ihrem Lebens-, Schaffens- und Verkaufsprinzip. Während seiner römischen Jahre schuf Nerly zwischen 1828 bis 1835 experimentelle Ölskizzen im Kreis der deutschen Pleinairisten und erlangte seine frühe Reifezeit. Ab 1837 ließ er sich in Venedig nieder und fand für seine spektakulären Venedig-Ansichten in den Durchreisenden finanzkräftige Käufer bis nach Russland und Amerika.

Der Nerly-Nachlass und die Gründung des Angermuseums

Bereits kurz nach seinem Tod im Jahr 1878 wurde Nerlys künstlerischer Nachlass an Pleinairskizzen, Ateliergemälden und Papierarbeiten direkt aus Venedig in seine Heimatstadt überführt. Die Schenkung gab den entscheidenden Anstoß für die Gründung des Angermuseums im Jahr 1886.

Bestandserforschungsprojekt des Gemälde-Nachlass (107 Werke)

In einem umfangreichen Bestandserforschungsprojekt (Mitte 2021 bis Mitte 2024) wird derzeit der Gemäldebestand von Friedrich Nerly kunsthistorisch bearbeitet. Die Basis bildet die Rekonstruktion des ursprünglichen Bestandes von ca. 150 Gemälden. Einen besonderen Schatz bildet ein Konvolut noch weitgehend unbekannter Pleinairskizzen. Bei den Ateliergemälden handelt es sich teilweise um die ersten Versionen seiner berühmtesten Motive. Im Rahmen der Forschungen gilt es den Variantengeschichten nachzuspüren und im Zusammenhang der Ölstudien die ausgeführten Gemälde zu ermitteln. Nerlys Bildproduktion wird vor dem Hintergrund des sich globalisierenden Kunstmarktes zu verorten sein, so dass eine Neubewertung seines Werkes erfolgen wird.

Die Erforschung der Gemälde wird großzügig gefördert durch einige Privatpersonen sowie die

Ernst von Siemens Kunststiftung / die Rudolf August Oetker-Stiftung / den Förderverein „Freunde des Angermuseums“ e. V. / Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (Studienzentrum in Venedig) u.a.

Die wissenschaftliche Leitung liegt bei:

  • Dr. Claudia Denk, Gastwissenschaftlerin und -kuratorin, Angermuseum Erfurt
  • Thomas von Taschitzki M.A., Kurator, Angermuseum Erfurt

kunstmuseen@erfurt.de

 

© © Angermuseum Erfurt / Dirk Urban

Kunsttechnologische Untersuchungen und Restauratorische Maßnahmen

Zur Vorbereitung der teilweise sehr aufwendigen Restaurierungsmaßnahmen gilt es die Gemälde sorgfältig kunsthistorisch und -technologisch zu untersuchen. In einem interdisziplinären Zugang werden Einblicke in Nerlys Maltechnik, seine verwendeten Malmittel und Materialien gewonnen werden.

Die kunsttechnologischen Untersuchungen und Restaurierungsmaßnahmen werden durchgeführt durch die:

Zentralen Restaurierungswerkstätten der Stadt Erfurt unter der Leitung von Dipl. Restauratorin Karin Kosicki

Die Maßnahmen von externen Restaurator*innen werden gefördert durch den Freistaat Thüringen, die Sparkassenstiftung Erfurt und die Sparkassenstiftung Hessen-Thüringen.

Ausstellung 2024: Der Reisekünstler Friedrich Nerly – von Erfurt in die Welt

Das Nerly-Gemälde-Projekt wird in die Ausstellung Der Reisekünstler Friedrich Nerly – von Erfurt in die Welt (Arbeitstitel) münden. Längst überfällig wird sie eine Würdigung Nerlys anhand der Ergebnisse der aufwendigen kunsthistorischen Forschungen und der restauratorischen Maßnahmen leisten.

Aus dem Erfurter Nachlass wird im Verein mit ausgewählten Leihgaben die Hauptthese veranschaulicht werden, die in Nerly einen besonders ausgewiesenen Exponenten des neuen Typus des reisenden Landschaftsmalers sieht. Über Stationen in Hamburg und Rom fand er schließlich in der damals schillerndsten Weltstadt Venedig, dem neuen Epizentrum des aufkommenden Tourismus, seine endgültige Wirkungsstätte.