Friedrich Nerly - von Erfurt in die Welt Ausstellung im Angermuseum Erfurt vom 17. November 2024 bis 23. Februar 2025

Schon sehr lange wird Friedrich Nerly aufgrund seiner römischen Ölstudien, von denen sich im Erfurter Bestand herausragende Beispiele finden, zu Recht als ein früher deutscher Freilichtmaler geschätzt.Bereits kurz nach seiner Ankunft in Rom im Jahr 1828 schuf er in Tivoli, Olevano und Subiaco kleine Meisterwerke von verblüffend moderner Brillanz. Dass es ihm aber auch gelang, mit seinen venezianischen Mondscheinbildern eine zentrale Idee der deutschen Romantik erfolgreich in die Welt zu tragen, wurde bislang weder entsprechend gewürdigt noch erforscht.

Zum ersten Mal kann aus dem reichen Erfurter Nachlass heraus ein umfassendes Bild von Nerlys ungewöhnlicher Lebensreise, seiner einstigen internationalen Strahlkraft und seiner Rolle an der Schwelle zur Moderne vor Augen geführt werden. Eine Vielzahl noch nie ausgestellter Ölstudien und Pinselzeichnungengewähren Einblicke in seine kühnen Malpraktiken, mit denen er bereits während seiner römischen Jahre auf den Impressionismus vorgreift. Dagegen begegnet er uns mit seinem offiziellen, für den Verkauf gedachten Oeuvre als Spätromantiker.

Die große Erfurter Ausstellung erweitert die Sichtweise auf Nerly, in dem sie sich seinen Erfolgsjahren in Venedig in besonderer Weise widmet. Dies erscheint umso naheliegender, weil noch heute seine Bilderfindungen die Wahrnehmung dieser außergewöhnlichen Stadt prägen. Im Verein mit Literaten und Musikern von Weltrang, wie dem englischen Exilanten Lord Byron und dem spätromantischen Komponisten Richard Wagner, verwandelte Nerly Venedig in einen Sehnsuchtsort der europäischen Romantik Hier knüpfte er an seine in Rom entwickelte innovative Ästhetik an, erweiterte den venezianischen Bilder-Kanon und brachte von seinen Studienausflügen atemberaubende Sonnenuntergänge oder Monscheinbilder von großem Zauber und geheimnisvoller Aura zurück. Mit seiner Bilderfindung der Piazzetta in Venedig bei Mondschein gelang ihm ein früher Welterfolg.

Während seiner venezianischen Erfolgsjahre übernahm Nerly in vielerlei Hinsicht die Rolle eines Pioniers und Trendsetters. Die Präsentation führt seine Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem, seinen Einfallsreichtum und seine vielfältigen Begabungen vor Augen, die sich auch in seinen erfolgreichen Selbstinszenierungen und geschickten Verkaufsstrategien im einzigartigen Setting der Lagunenstadt zeigen. Nerly wurde in Venedig schnell sesshaft, verehelichte sich mit einer Venezianerin und empfing als früher Malerfürst die ganze Welt. Erfolgreicher als die einheimischen Vedutenmaler konnte er in der Zeit der beginnenden Globalisierung mit seinem großen Talent und seinen ikonischen Ansichten die Erinnerungssehnsüchte der Reisenden - vom preußischen König bis zum neuen Typus des global Players - erfüllen.

Mit rund 200 Gemälden, Ölstudien und Arbeiten auf Papier - darunter herausragende Leihgaben großer Museen aus Bremen, Hamburg, Berlin, Düsseldorf  sowie bedeutende Werke aus Privatbesitz - wird die Ausstellung zeigen, wie sich Nerly in Rom zum brillanten Plainairmaler und dann in Venedig über vier Jahrzehnte zum berühmtesten ausländischen Maler entwickelte, der das Bild der Stadt für lange Zeit prägen sollte.

Kuratoren: Dr. Claudia Denk,

                  Prof. Kai Uwe Schierz,

                  Thomas von Taschitzki M.A.